Etwas kitzelt mich an der Nase, eine Feder, es ist kurz vor sieben Uhr, im August, im Jahr 2023, lange brauche ich nicht zum wach werden, obwohl ich nur drei Stunden geschlafen habe.
Kurz strecke ich mich, wusel mich aus der Rettungsdecke heraus, versuche sie so ordentlich wie möglich zusammen zu falten, denn ich werde sie noch brauchen und ziehe die dicken Socken aus. In der einen Seitentasche habe ich noch frische normale Socken, schnell schlüpfe ich in sie hinein und ziehe mir fix die Randschuhe an.
In der Hoffnung gleich eine Bäckerei oder eine Tankstelle zu finden um einen grossen Becher Kaffee mit viel Milch zu erstehen und vielleicht ein Brötchen mit Salami, Cola wäre auch nicht schlecht, die von gestern ist fast leer. Vielleicht wäre aber auch ein Energy Drink nicht verkehrt für diesen Tag. Aber erst ziehe ich noch den Fleece Pulli aus und tausche ihn gegen eine Windweste. Noch das Buff auf den Kopf, Helm drauf, es kann weitergehen.
Etwas mühselig steige ich auf meinen Randonneur, als ich mir den gekauft habe schaute mich meine Frau entgeistert an, als wollte sie mir sagen, dass ich doch schon genug Räder hätte, nun, für dieses Vorhaben brauchte ich den aber, unbedingt! Mein rechtes Knie knackt beim Treten der Pedale, es muss erst warm werden, ich befürchte, das Knie schläft noch etwas…. Naja, bis zur Tankstelle bzw Bäckerei wird es schon wach werden. Ah, davon ist ein Schild, in 300 Metern muss ich eh rechts abbiegen, ich habe es im Gefühl, dort werde ich Kaffee finden, einen großen Topf Kaffee, und ein Salami Brötchen und einen Energy Drink und und… mir wird noch etwas einfallen was ich haben möchte. Wahrscheinlich werde ich mir noch etwas Schokoladenhaltiges aussuchen, nur von einem Salamibrötchen kann man ja kaum satt werden. Bei dem was noch auf mich wartet werde ich noch reichlich Kalorien brauchen und verbrauchen.
Da ist die Kreuzung wo ich rechts abbiegen muss und da ist die ersehnte Tankstelle, es stehen schon andere dort, die haben bereits Kaffee, flott bin ich dort, stelle das Rad zu denen der anderen, Angst dass gleich zwei dort stehen habe ich hier überhaupt nicht. Im Verkaufsraum ist es mucklig warm, das tut richtig gut. Bestelle meinen Kaffee und das Salami Brötchen und gehe nach draussen um zu schauen ob ich mich mit den anderen Radfahrern unterhalten kann, es spricht keiner deutsch aber drei sprechen englisch, sie kommen aus Finnland und Polen, warum sie den Zauber hier mitmachen, so ganz können sie es mir nicht sagen, allerdings kann ich diese Frage auch nicht beantworten. Man kann es, also tut man es. Worauf man sich einlässt hat man zwar gehört aber noch nicht wirklich realisiert.
Der Kaffee wird gemeinsam getrunken, schließlich noch etwas Essen erworben und beschließt einige Kilometer zusammen zu fahren.
Nachdem wir aus dem Ort heraus gefahren sind, ich netterweise in dem Windschatten der drei Herren, noch kann ich gut mithalten, befürchte aber bei einer längeren Steigung den Anschluss nicht behalten zu können, geht es weiter nach Westen. Immer weiter. Nicht schnurgeradeaus aber stetig. Die Sonne steigt höher und somit wird es wärmer, meine Windweste kann ich nun etwas öffnen, aber ich lasse sie lieber noch an, da es hier relativ windig ist, ist die Gefahr zu groß um auszukühlen.
Wohin führt mich der weitere Weg? Geht er noch weiter? Wenn ja wie weit? Wenn nein, wird umgedreht?